Ein ereignisreicher erster Monat

Hey Leute,

 

ich bin nun schon einen Monat in Belgien und so langsam kehrt der Alltag ein...

Nachdem ich mich am Anfang vor allem in Bezug auf die Verständigung  ein bisschen wie im Hörverstehen des Französischabiturs – also schlichtweg überfordert - fühlte, habe ich mich mit der Zeit immer mehr eingelebt.

 

Meine Arbeit hier im Kinderheim ist sehr vielfältig, auch wenn jeder Tag natürlich eine gewisse Grundstruktur hat.

Das Kinderheim in Baugnies ist Teil der Institution ,,Foyer de Roucourt‘‘, welche mehrere Wohngruppen für Kinder und Erwachsene beherbergt. Das Kinderheim wiederum besteht aus zwei Wohngruppen mit jeweils 13 Kindern im Alter von 6 bis 12 Jahren.

Da die Kinder vormittags in der Schule sind, arbeite ich primär nachmittags in den beiden Wohngruppen. Wenn dann am Nachmittag Schulschluss ist, fahren ein Erzieher und ich los, um die Kinder abzuholen. Dies kann sich an Tagen, an denen mal keine Schulbusse fahren, ganz schön ziehen, da fast jedes Kind auf eine den Bedürfnissen des Kindes angepasste Schule geht. Im Anschluss daran betreue ich die Hausaufgaben, was teilweise gar nicht so einfach ist, da ich schon auf Deutsch kein Mathe verstehe und es dann auf Französisch erklären soll.

Sobald die Ersten mit den Hausaufgaben fertig sind, beginnt die Spielzeit, in der entweder draußen oder drinnen gespielt wird. Draußen spielen wir dann Fußball, Basketball, cache-cache, touche-touche (Verstecken und Fangen), während drinnen die Möglichkeit besteht, zu basteln oder zu lesen.

Nach dem Abendessen schauen wir meist zusammen einen Disneyfilm oder spielen ein paar Gesellschaftsspiele.

 

Manche Tage stellen jedoch eine ganz eigene Besonderheit dar: So gibt es jeden September das „Foyer Aventure“. Beim „Foyer Aventure“ treten alle Wohngruppen des Foyer de Roucourt unter einem bestimmten Motto in vielen verschiedenen Wettbewerben gegeneinander an.

 

Unter dem diesjährigen Motto ,,BDs" (Comics) gingen die Wohngruppen des Kinderheims als Mickeys und Daltons an den Start. Nach einer kurzen Einstimmung galt es möglichst viele Punkte an den verschiedenen Stationen zu sammeln.

Die Aufgaben waren sehr vielseitig und reichten von puzzeln über das Spiel Montagsmaler bis hin zu einem Parcours mit dem Cityroller, den es ohne größere Probleme zu meistern galt.

Die aber mit Abstand schwierigste Aufgabe war die, bei der einem Kind die Augen verbunden wurden und es dann nur mithilfe der Anweisungen der Anderen in 5 Minuten versuchen musste, aus Ziegelsteinen eine Pyramide zu bauen.

Am Ende reichte es leider nicht für einen der vorderen Plätze…. Als die Siegerehrung dann quasi schon vorbei war, wurden unsere beiden Gruppen doch noch aufgerufen und bekamen einen Trostpreis, da sie die jüngsten Teilnehmer waren. Die Freude war riesengroß und diesen Stolz in den Augen der Kinder zu sehen, die in den kommenden Tagen mit der Medaille zur Schule gingen oder sogar damit schliefen, war einfach unglaublich schön.

 

Die Wochenenden wiederum nutze ich, um mit den anderen Freiwilligen Belgien zu erkunden.

So waren wir bereits in Mons, Tournai und mehrere Male in Brüssel und waren in einem – wie soll  es in Belgien auch anders sein – Biermuseum, verschiedensten Kirchen oder haben einfach mal ein Nickerchen in Park gemacht.

Vor allem Brüssel mit seiner kulturellen Vielfalt ist immer wieder eine Reise wert. Nicht zuletzt dadurch, dass es fast jede Woche Attraktionen wie Street Art Festivals gibt.

Das Schöne an Belgien ist, dass wir durch die Größe des Landes alle nicht sehr weit auseinander leben und uns so sehr oft treffen können.

Die einzige Schwierigkeit für Freiwillige auf dem Land wie mich ist es, erst einmal zum Bahnhof zu gelangen. Wenn mich mal kein Erzieher zum Bahnhof fahren kann, kommt es auch schon mal vor, dass ich die knapp 10km zu Fuß laufe oder – wenn ich mit mehreren Freiwilligen unterwegs bin – trampe. Unter der Woche bin ich dann sehr oft mit dem Fahrrad unterwegs, um „mal eben“ in die nächstgrößere Stadt zu gelangen, was wiederum ein guter Ersatz für Krankengymnastik ist (Grüße an meine Physiotherapeuten daheim!)

 

A tantôt,

 

Eure Anne.