Dunkerque, Canterbury und was sonst noch so passiert ist....

Erst einmal ein herzliches COUCOU in die Runde!!

 

Mein letzter Eintrag ist nun schon eine ganze Weile her, was auch dem Umstand geschuldet ist, dass in letzter Zeit ziemlich viel passiert ist und ich einfach nicht zum Schreiben gekommen bin.

Womit fange ich bloß an!?

 

Ende Oktober kam tatsächlich meine Familie zu Besuch und verbrachte ein verlängertes Wochenende hier. Ich muss zugeben, es war ein etwas komisches Gefühl, meine Eltern und Schwester nach 2 Monaten wiederzusehen... Wenn ich hier in Belgien erzähle, dass ich ein Volontariat über 12 Monate mache, ist eine Frage, die mir immer gestellt wird, immer, ob ich denn meine Familie vermisse. Ich habe mich immer ein bisschen über die Frage gewundert, aber als dann am 28.10. meine Familie vor mir stand, habe ich erst so wirklich realisiert, wie diese Frage gemeint ist und wie sehr mir meine Familie dann doch fehlt.

 

Ungefähr eine Woche später war ich dann mit Domi, einem Freiwilligen, der nur 7km von mir entfernt wohnt, in Brüssel im Kino.

Da wir beide am nächsten Tag erst spät bzw. gar nicht arbeiten mussten, dachten wir uns, wir könnten am Abend ins Kino gehen. Nach Ende des Films  - ca. 0:30 Uhr - merkten wir dann, dass keine Züge mehr nach Péruwelz zurückfuhren. Also gut, dachten wir uns, übernachten wir halt bei Marie, Petra und Ale, den Freiwilligen, die in Brüssel wohnen, die Adresse haben wir ja. Was dann passierte, war echt an Pech nicht zu übertreffen: Genau dann, wenn man es mal wirklich brauchte, war unser Datenvolumen aufgebraucht und wir konnten unsere Prepaidkarte um diese Uhrzeit nicht mehr aufladen. Also versuchten wir, indem wir Passanten nach der Richtung fragten und immer wieder mit Petra telefonierten, den Weg zu finden - die Metro fuhr nämlich auch nicht mehr. Für den Weg, der normalerweise zu Fuß ~1h 30 dauert, brauchten wir letztendlich 4 Stunden, obwohl wir zwischenzeitlich schon überlegt hatten, ob wir nicht einfach im Park schlafen......

Das war definitiv einer dieser Tage, an dem einfach gar nichts funktioniert!

 

Deutlich durchdachter und strukturierter war hingegen meine Fahrt mit Charlotte nach Dunkerque.

Vorsichtshalber hatten wir uns den Weg schon vorher rausgeschrieben und einen guten, alten Atlas mitgenommen.

Als wir nach knapp 2 Stunden Fahrt ankamen, freuten wir uns nicht nur, dass wir überhaupt angekommen waren (das Auto war schon etwas älter und das Einlegen des Ganges manchmal eine echte Herausforderung), sondern auch, dass wir nach langer Zeit mal wieder am Meer waren.

Trotz des teils eisigen Windes ließen wir es uns nicht nehmen, am Strand entlang zu spazieren.

Einmal in Dunkerque besichtigten wir zudem die geschichtsträchtigen Orte der Stadt.

So verbrachten wir einen schönen und unvergesslichen Sonntag an der französischen Küste und haben als Andenken neben der Fotos natürlich auch Muscheln mitgenommen ;)


Canterbury...

4.30 Uhr. Ich, als absoluter Morgenmensch bekannt, konnte mir nichts Schöneres vorstellen als um diese Uhrzeit aufzustehen. Vielleicht hätten wir am Abend davor nicht noch Harry Potter schauen sollen…. Aller Müdigkeit zum Trotz musste ich mich dennoch von meinem Bett trennen, schließlich wollten wir pünktlich am Treffpunkt sein. Als ich mit drei anderen Freiwilligen am Treffpunkt in Charleroi ankam, war ich ganz froh, dass ich nicht die einzige Unausgeschlafene war. Irgendwie konnte die Freude auf unseren Tagesausflug nach Canterbury noch nicht ganz überwiegen. Aber das sollte sich spätestens auf der Fähre ändern...

 

Nachdem ich diesen Monat schon Lille bei Nacht erkundet hatte, mehrfach mit den Erziehern nach Lille zum Bahnhof gefahren bin, um einige Kinder, die das Wochenende zu Hause verbringen, zum Zug zu bringen bzw. abzuholen und den Roadtrip nach Dunkerque hinter mir hatte, war ich nun also zum wiederholten Mal in Frankreich und so langsam hatte ich das Gefühl, mehr Zeit auf französischen Autobahnen als sonst irgendwo verbracht zu haben.

 

Als uns bei dem Vorbereitungsseminar in Deutschland erzählt wurde, dass unser Englisch im kommenden Jahr sowas von grottig werden würde, dachte ich noch, dass es bestimmt nicht sooo schlimm sein würde und das alles halb so wild sei. In Canterbury angekommen, merkte ich dann aber schnell, dass es extrem schwierig war, sich auf einigermaßen grammatikalisch richtigem Englisch zu verständigen, geschweige denn überhaupt auf Englisch zu antworten: Ich hatte das Französische nach knapp 3 Monaten schon so verinnerlicht, dass ich automatisch auf Französisch antwortete und von den Einheimischen fragend angeguckt wurde.

 

Ich, mittlerweile komplett an das Landleben in meinem 600-Seelen-Dorf gewöhnt, hatte zunächst einige Schwierigkeiten, mich in dieser - zumindest für mich - Großstadt zurechtzufinden und verlor neben der Orientierung auch schnell mal meine Gruppe aus den Augen.

Zum Glück ging es einigen Anderen auch nicht anders und so kam es, dass von den anfänglich 40 Leuten plötzlich nur noch 5 neben mir standen. Kurzerhand beschlossen wir, in dieser kleinen Konstellation die Stadt zu erkunden. Zwar waren wir mit Stadtplänen bestens ausgerüstet, doch ließen wir uns einfach treiben und entdeckten so u.a. einige gute, alte britische Telefonzellen sowie kleine niedliche Nebengassen.

Besonders beeindruckend waren zudem die vielen liebevoll hergerichteten Parks, welche diesen unverwechselbaren englischen Charme versprühten, die noch aus dem Mittelalter erhaltenen Teile der Stadtmauer, der West Gate Tower sowie – natürlich – die Kathedrale.

 

Durch das etwas begrenzte Zeitkontingent hatten wir leider nicht die Möglichkeit, noch mehr zu besichtigen. Dennoch haben diese paar Stunden gereicht, um sich einen Eindruck von dieser wundervollen Stadt zu verschaffen und den britischen Flair zu erleben.

Gegen Abend ging es dann erschöpft, aber glücklich und mit vielen gewonnen Eindrücken zurück nach Charleroi...


Sooo, das müsste erst einmal alles Wichtige gewesen sein, was mir in letzter Zeit so passiert ist :)

 

Hier im Kinderheim habe ich bereits letzte Woche angefangen, mit den Kindern Weihnachtsdekoration zu basteln. In 2 Wochen findet dann das traditionelle Weihnachtsessen mit allen Kindern, Erziehern und Mitarbeitern statt, auf welches ich mich schon unheimlich freue. Allgemein bin ich schon sehr gespannt darauf, zu erfahren, wie sich die Belgier im Advent auf Weihnachten einstimmen und werde euch natürlich davon berichten! Eins habe ich allerdings schon festgestellt: Die Belgier schören auf den guten, deutschen Christkindl Glühwein auf ihren Weihnachtsmärkten ;)

 

Euch allen eine schöne Adventszeit und à bientôt,

 

eure Anne(ke). ← der Spitzname wurde mir von einer Erzieherin verpasst und hat sich mittlerweile auch schon bei den Kindern durchgesetzt