Jeder von euch kennt es wahrscheinlich: Meist mit dem Öffnen des ersten Türchens des Adventskalenders oder beim Backen der ersten Plätzchen kommt langsam diese gewisse Weihnachtsstimmung auf und man freut sich auf den ersten Besuch auf dem Weihnachtsmarkt. Normalerweise ging es mir auch immer so, doch dieses Jahr kam dieses Gefühl tatsächlich schon Mitte November auf. Woran das lag? Definitiv am Nikolaustag!
In Belgien hat dieser nämlich einen ganz anderen Stellenwert als in Deutschland: Putzt man in Deutschland lediglich die Stiefel am Vorabend und schreibt einen Wunschzettel, den der Nikolaus dann dem Weihnachtsmann übergeben soll, so bereiten sich die Belgier intensiv auf den 6.12. vor.
Ab dem 11.11. beginnt nämlich << Le calendrier des mini-pères Fouettard>>.
Die <<mini-pères Fouettard>> sind kleine Gehilfen des Nikolauses, welche an den Père Fouettard erinnern. Der Père Fouettard wiederum hat seine Entsprechung im Knecht Ruprecht.
Dieser Kalender ist im Prinzip wie unser Adventskalender: Jeden Tag kann ein Türchen geöffnet werden, hinter welchem sich ein kleiner Text versteckt. Während manche dieser Texte kleine Infos, wie den wahren Namen vom Nikolaus oder die Adresse vom Selbigen enthalten, verbergen sich aber auch Texte wie <<Les mini-pères Fouettard sont très curieux de voir si tu as bien rangé ta chambre>> (Die kleinen Helferlein sind gespannt, ob du dein Zimmer gut aufgeräumt hast) dahinter. Zudem gibt es ein kleines Buch, in welchem die Kinder erfahren, was der Nikolaus und seine Helferlein das Jahr über so machen.
Als der große Tag gekommen war, freuten sich im Foyer alle Kinder schon auf den Besuch am Nachmittag, waren gleichzeitig aber auch nervös, was der Nikolaus wohl aus seinem großen Notizbuch über das Verhalten der Kinder sagen würde.
Durch lautes Klopfen machte sich Saint Nicolas schon von Weitem bemerkbar. Daraufhin stimmten wir ein Weihnachtslied an und empfingen ihn mit tosendem Applaus.
Jedes Kind, das aufgerufen wurde, überreichte zunächst ein zuvor gemaltes Bild, bevor es eine kleine Rückmeldung sowie eine kleine Tüte mit Süßigkeiten bekam.
Nur eine Woche später stand das Weihnachtsessen mit den Kindern der beiden Wohngruppen und allen Mitarbeitern des Foyers an. Das Wort, das dieses Ereignies am besten beschreibt, ist: BEEINDRUCKEND.
Nicht nur, dass es mir die Möglichkeit bot, die Kinder und Erzieher noch einmal von einer ganz anderen Seite kennenzulernen. Bei der Geschenkeübergabe gab es überall strahlende Gesichter, einige hatten Freudentränen in den Augen und - was mir besonders in Erinnerung geblieben ist - ein Junge schrie vor Freude als er sein Geschenk auspackte!
Im Laufe des Abends kam ich zudem in den Genuss von einigen belgischen Spezialitäten: Während ich gerade dabei war, Moules Frites (Muscheln mit Pommes) zu essen, setzte sich eine Erzieherin zu mir an den Tisch und überredete mich, Frosch zu essen....
Meine diesjährigen Weihnachtsmarktbesuche führten mich neben einem kurzen Glühweintrinken in Brüssel nach Ellignies-Ste.-Anne ins <<Centre La Pommeraie>>, Lille und Antwerpen.
Im <<Centre La Pommeraie>>, eine Behinderteneinrichtung, welche neben vielen Wohngruppen auch Ateliers, Werkstätten und einen Hof mit Tieren bietet, arbeitet nämlich Anne, ebenfalls eine deutsche Freiwillige. Also beschloß ich mit einigen anderen Freiwilligen, Anne auf ihrem Weihnachtsmarkt zu besuchen. Jedes Atelier hatte einen eigenen Stand; so gab es unter anderem einen Seifenstand, einen Stand mit selbstgestrickten Schals und Mützen, .... Es war nicht nur schön, die Werke der Bewohner zu bewundern und einige Kleinigkeiten zu kaufen, sondern auch einen Einblick in Annes Arbeit zu bekommen.
Nach einem kurzen Geschenkeeinkauf ging es dann für uns dann weiter nach Lille.
Falls ihr jemals mit dem Auto nach Lille fahren solltet, rate ich euch, nicht direkt im Zentrum zu parken; die Parkplätze sind dort knapp bemessen ;)
Während in Lille die Stände alle wie in einem kleinen Weihnachtsdorf nah beieinander aufgestellt waren, waren in Antwerpen die Stände auf viele verschiedene kleine Plätze verteilt und wurden durch Schlittschuhbahnen ergänzt.
Abgerundet wurde meine wunderschöne Vorweihnachtszeit in Belgien mit der Parade de Noël in Péruwelz.
Innerhalb der vergangenen Monate hatten fleißige Hände die Kostüme für die Parade genäht und das Ergebnis kann sich auf jeden Fall sehen lassen!!
Neben der aktuellen Miss Péruwelz, der Mini-Miss Péruwelz und Mister Péruwelz (..ja, das fand ich im ersten Moment auch etwas seltsam..) liefen also viele kleine Elfen, Wichtel, aber auch Geschenke, Christbaumkugeln, Schneeflocken und Weihnachtsbäume die Straße entlang und wurden von Weihnachtsmusik begleitet. Den Abschluss der Parade stellte dann der Père Noël dar, der auf einem großen Wagen saß und Süßigkeiten in die Menge schmiss.
Selbst der langsam einsetzende Regen konnte die glückselige Stimmung nicht trüben, sodass ich einige tolle Stunden mit Stéphanie, einer Erzieherin im Foyer, und den Kindern verbringen konnte.
So, das war's erst mal von mir....
Ich wünsche euch wundervolle Feiertage und einen guten Rutsch ins neue Jahr!
Ich für meinen Teil werde die Feiertage in Deutschland mit meiner Familie verbringen und der Weihnachtsbaum ist auf jeden Fall deutlich stilvoller geschmückt als meine Pflanze in Belgien😂...
Eure Anne(ke).